Kastanienmehl

Farina Dolce: Geheimtipp Kastanienmehl

 Kastanienmehl: Mehr als eine glutenfreie Weizenmehlalternative

Aus Kastanien kann man so einiges machen: Kastanienmännchen zum Beispiel oder andere hübsche Herbstdeko. Esskastanien lieben wir aber auf unserem Teller und nicht als Deko, egal ob geröstet oder gekocht. Esskastanien werden auch Edelkastanien genannt. Getrocknet und fein zermahlenen wird daraus Kastanienmehl. Klingt nicht spektakulär? Ist es aber. Denn das süße Mehl hat es in sich. Wir verraten dir heute, warum. 

Sweet Power: Angenehme Eigensüße

Nicht umsonst wird Kastanienmehl in Italien Farina Dolce genannt: Süßes Mehl. Es heißt so, weil es eine natürliche Eigensüße besitzt. Und das ist ein richtiger Benefit, liest man doch überall, dass man bitte den bösen Haushaltszucker weglassen oder reduzieren soll. Kastanienmehl macht es dir ganz einfach: Hier muss nämlich kaum bis gar nicht nachgezuckert werden. Und das ist nicht nur bei Desserts praktisch. Übrigens: Um von der natürlichen Eigensüße maximal zu profitieren, solltest du das Mehl nicht ewig lagern. Mit der Zeit verliert es nämlich seinen süßen Geschmack. Neben der charakteristischen Eigensüße ist das Mehl vom Baum geschmacklich insgesamt etwas ganz Besonderes: Nussig-herb und leicht erdig gibt es dem damit hergestellten Gebäck einen ganz besonderen Touch. Wenn du Kastanienmehl mal ausprobieren möchtest, empfehlen wir dir folgende Produkte.

Kastanienmehl kaufen: Unsere Empfehlungen

Kastanienmehl bekommst du in gut sortierten Reformhäusern, Bio-Läden oder online. Teurer als normales Mehl wird es aber überall auf alle Fälle sein. Wir empfehlen folgende Produkte:
Süssundclever: Großpackung 1 kg Bio Kastanienmehl von süssundclever. Hochwertiges Naturprodukt ohne Zusatzstoffe.
Farina di Castagne: Edelkastanienmehl: 100% Kastanienmehl glutenfrei und Rohkost-Qualität.
PlantLife:
 Das Maronimehl von Plantlife ist BIO, naturbelassen und zu 100% recyclebar. Beste Qualität, da laut Hersteller nur die besten Edelkastanien genutzt werden. Kräftig im Geschmack und leicht zu verarbeiten.
Pearls Bio
: Die Produkte von Pearls of Samarkand sind so naturnah und unverarbeitet wie möglich, entsprechen den höchsten Qualitätsstandards und bieten gleichzeitig puren Genuss

High Energy & Bye Bye Heißhunger

Kastanienmehl ist nicht nur lecker, sondern lohnt sich auch gesundheitlich. Denn bei den Carbs im Mehl handelt es sich um komplexe Kohlenhydrate. Deshalb schnellt der Blutzuckerspiegel nicht in die Höhe. Und das bedeutet für dich: Heißhungerattacken bleiben aus, gleichzeitig bekommst du viel Energie geliefert und bist lange satt.
Gut zu wissen: Das süße Mehl enthält auch noch Mineralstoffe, Spurenelemente, gesättigte Fettsäuren und Vitamine der Gruppe B sowie Vitamin C. Plus Ballaststoffe und Tanine. 
Tanine wirken antioxidativ, antiseptisch, antibakteriell und antiviral. Und last but not least: Das leckere und healthy Maronimehl ist auch noch fettarm, gluten- und getreidefrei. 

Kreative Küche: Kastanienmehl im Einsatz

Mit dem Mehl kannst du deiner Kreativität beim Backen und Kochen freien Lauf lassen. Interessant für alle, die gerne in der Küche experimentieren, offen für Neues sind und Abwechslung mögen. Denn es bringt eine komplett neue Textur sowie ein neues Geschmackserlebnis beim Backen. Ob Kürbis-Muffins, Gewürzkuchen oder Zucchini-Brot. Aber auch Pfannkuchen, Cookies, Crepes, Polenta, Pasta oder Waffeln. Alles superlecker mit einer Kastaniennote. Optisch bekommen die Backwaren eine bräunliche Farbe. Probier es mal aus. Auch Panieren und Saucen oder Suppen andicken ist kein Problem mit dem Mehl aus der Maroni.

Was sollte ich bei der Anwendung beachten?
Kann ich 
Kastanienmehl ersetzen?

Kastanienmehl kann alleine oder in Kombination mit anderen Mehlen eingesetzt werden. Wer den markanten Eigengeschmack von Kastanienmehl nicht so intensiv möchte, kann es auch mit anderen Nussmehlen wie Mandel- oder Kokosmehl mischen. Wenn du kein Kastanienmehl im Haus hast, kannst du es besonders gut durch Erdmandelmehl ersetzen. Denn Erdmandelmehl besitzt auch eine natürliche Eigensüße.
In einem Standard Rezept, dass kein Kastanienmehl vorsieht, kann Kastanienmehl einen Teil des traditionellen Mehls ersetzen, bis circa 20 Prozent. Für 100 Gramm Weizenmehl reichen allerdings 50 Gramm Kastanienmehl. Wird Kastanienmehl für Weizenmehl ersetzt sollte auch die Flüssigkeitsmenge erhöht werden.

Die Kastanie – Die etwas andere Nuss

Kastanienmehl wird aus Esskastanien gewonnen. Das wissen wir bereits. Kastanien wachsen mit einer stacheligen Umhüllung an Bäumen. Aber warum ist diese Nuss so besonders?
Besonders sind sie, weil sie für Nüsse absolut untypisch sind. Kastanien werden erstens eher wie warmes Gemüse zubereitet und gegessen. Und zweitens enthalten sie wenig Fett und viel Stärke. Eine typische Nuss ist in der Regel genau das Gegenteil: Fettreich und kohlenhydratarm. 100 Gramm Kastanienmehl besitzt durchschnittlich 373 Kalorien, 3,8 Gramm Fett, 74,3 Gramm Kohlenhydrate und 6 Gramm Proteine.
Essbar ist übrigens nur die Esskastanie (Edelkastanie), die Castanea Sativa, wovon die Maroni eine Unterart ist. Nicht zum Verzehr geeignet ist dagegen die häufig in nördlichen Gebieten vorkommende Rosskastanie.

Früher war Kastanienmehl ein täglich verwendetes Lebensmittel

Die Esskastanie war sowas wie ein „Arme Leute Essen“ im mediterranen Raum und Hauptnahrungsmittel der Armen. Da nicht genügend Weizen für Brot zur Verfügung stand, wurde auf Kastanienmehl als zweite Wahl zurückgegriffen. Die Esskastanien wurden durch Trocknen haltbar gemacht. Danach zu Mehl zermahlen und im Mix mit anderen Mehlen zu Brot verbacken.
Der Esskastanienbaum war der „Brotbaum“ des Mittelmeers. Und die Kastanie vor allem in Italien ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Sie liess sich lange und einfach lagern. Man hat sie gerne in der Suppe als Einlage gegessen und als Gemüse zum Fleisch. Oder eben aus dem Mehl Brot gebacken.
Es gab auch einen „Armenkuchen“ aus der Toskana, den Castagnaccio. Er wurde aus Kastanienmehl, Rosinen, Pinienkernen und Rosmarin gebacken. Heute gibt es diesen Kuchen noch immer, besonders im Herbst nach der Kastanienernte in der Toskana. Ein „Armenkuchen“ ist er sicherlich nicht mehr. Das Rezept für den leckeren Kuchen findest du am Ende dieses Beitrages.

Heute gelten Kastanien als Delikatesse und kulinarische Köstlichkeit

Gourmets, gesundheitsbewusste Menschen und alle, die einfach mal was Neues ausprobieren möchten, experimentieren mit dem außergewöhnlichen Mehl. Und müssen dafür auch deutlich tiefer in die Tasche greifen als bei der Weizenschwester.
Die Kastanie ist hip, die Hersteller kreativ und neben dem Mehl sind eine ganze Reihe weiterer Produkte rund um die Kastanie auf dem Markt. Hier eine Auswahl:

Kann ich Kastanienmehl auch selber machen? 

Ja, kannst du. Ob sich der Aufwand lohnt, ist eine andere Frage… Wer Spaß daran hat und ein wenig Muße mitbringt, warum nicht. Es ist sogar relativ einfach, aber doch etwas zeitintensiv. Es gibt zwei verschiedene Wege.

Kastanienmehl selber machen: Variante 1

Für die Herstellung brauchst du einen Dörrautomaten oder einen Backofen und natürlich Esskastanien. Grob gilt: Circa 1 kg Esskastanien ergeben rund 500- 600 Gramm Mehl.
Im ersten Schritt werden die Esskastanien geschält und in 1-2 cm große Stücke zerkleinert, also ungefähr „Mandelgroß“.
Anschliessend werden die Stückchen im Backofen oder Dörrautomat getrocknet, so lange bis die gesamte Feuchtigkeit entzogen wurde. Im Backofen dauert das circa 4 Stunden bei 40-50 Grad Celsius. Danach müssen die Stücke dann nur noch zu Mehl zermahlen werden. Das funktioniert super mit einem Mixer oder auch einer Kaffeemühle.
Tipp: Das Mehl solltest du auf jeden Fall luftdicht aufbewahren, so machst du es mehrere Wochen haltbar.

Kastanienmehl selber machen: Variante 2

Alternativ kannst Kastanienmehl aber auch aus gekochten Maroni herstellen. Dafür werden die Maroni logischerweise erstmal gekocht. Dafür wird vorab die Schale kreuzweise eingeritzt. Die eingeritzten Maroni werden in heißem Wasser aufgekocht und köcheln dann rund 10 Minuten noch weiter. Sind die gekochten Maroni dann abgekühlt, lässt sich die Schale easy abziehen. Jetzt kannst du die weichen Kastanien mit einer Kartoffelpressse pressen. Die Pressmasse wird anschliessend auf einem Backblech verteilt und im Backofen getrocknet. Lass diesen am besten einen Spalt offen. Nach dem Trocknen lasse die Masse komplett auskühlen und das fertige Mehl dann auch wieder luftdicht aufbewahren.

Rezeptidee mit Kastanienmehl
Castagnaccio – Der traditionelle toskanische Kuchen aus Kastanienmehl

Das ist einer der ältesteten Kuchen aus Italien mit dem typisch nussig-erdigen Taste. Seit dem 16. Jahrhunderts hat er in der Toskana Tradition. Für den Kuchen brauchst du circa 30 Minuten für die Vorbereitung plus Backzeit. Dazu ist das Rezept super einfach!
Fun Fact: Der Rosmarin im Castagnaccio sollte den Männern den Kopf verdrehen. Man glaubte, wenn der jeweilige Herr ein Stück Kuchen von einer Dame serviert bekam, würde er sich dadurch in sie verlieben und um ihre Hand anhalten. 

Zutaten – Du brauchst: 

  • 1 Rosmarinzweig
  • 350g Kastanienmehl
  • 1 Prise Salz
  • 100 g Pinienkerne (auch möglich 50 g Pinienkerne plus 50 g Walnüsse)
  • 450 ml lauwarmes Wasser
  • 50 g Rosinen
  • 2 EL Olivenöl

Zubereitung – So wird’s gemacht: 

Mit 1 EL Olivenöl eine entsprechende Form vorbereiten und einölen. Du kannst eine Springform oder Quicheform nehmen.
Als erstes weichst du die Rosinen in Wasser ein. Entscheidest du dich für die Walnuss Variante, hacke deine Walnüsse etwas kleiner. Dann den Rosmarinzweig gut abwaschen und die Nadeln abzupfen.
Anschliessend das Kastanienmehl in ein Gefäß durchsieben. Nun nimmst du einen
 Schneebesen und gibst Salz + Öl und mit und mit das Wasser hinzu und hebst es unter bis eine homogene Masse entsteht. Gut vermengen: Es soll ohne Klumpen und schön smooth werden. Und nicht zu dünnflüssig. Auch die Hälfte der Rosinen und zwei Drittel der Nüsse unterheben.
Jetzt kommt das Ganze in deine Form, zuletzt kommen die restlichen Früchte, Nüsse und die Rosmarin-Nadeln als Topping auf den Kuchen.
Alles ab in den Ofen bei 180° auf mittlerer Schiene für circa 30-40 Minuten. Gar ist der Kuchen, wenn sich auf der Oberfläche kleine Risse bilden. Der Kuchen schmeckt lauwarm ganz vorzüglich. Du kannst ihn aber natürlich auch am nächsten Tag noch abgekühlt essen. Bon Appetit!

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